382. Lunchkonzert in der Handelskammer Hamburg
Lieder von Franz Schubert nach Texten von Johann Mayrhofer
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Ulrich Bildstein, Bariton
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Franck-Thomas Link, Klavier
Der Eintritt ist frei.
Börsensaal der Handelskammer Hamburg, Adolphsplatz 1, U Bahn Rathaus
Franz Schubert,
Lieder nach Texten von Johann Mayrhofer
Gondelfahrer D 808
Lied eines Schiffers an die Dioskuren D 360
Der zürnenden Diana D 707
Der Schiffer D 536
Fahrt zum Hades D 526
Am Strome D 539
Freiwilliges Versinken D 700
Abschied D 475
Auflösung D 807
Der Sieg D 805
Gondelfahrer D 808
Im nächtlichen Venedig gleitet unter freundlichen Sternen der „Gondelfahrer“ durch die Kanäle wie in der Wiege ein Kind. Die Aufregungen des Tages dringen nur gedämpft an ihn heran, alles schläft, nur der Schiffer wacht.
Lied eines Schiffers an die Dioskuren D 360
Auch in diesem Lied ist das lyrische Ich als Schiffer unterwegs, es wird vom Sternbild der Geminiden geleitet. Castor und Pollux, die beiden unzertrennlichen Brüder, waren Schutzgötter der Seeleute.
Der zürnenden Diana D 707
Die Sage berichtet, dass Aktaion die nackte Jagdgöttin Diana beim Bad überraschte, woraufhin sie ihn, außer sich vor Zorn, von 50 Hunden zerfleischen ließ. Bei Mayrhofer geht es nicht ganz so blutrünstig zu, Diana tötet den Helden mit einem Pfeil. Der Held jedoch stirbt heiter, getröstet durch den Blick, den er auf die strahlende Nacktheit der Göttin erhaschen konnte.
Der Schiffer D 536
Der Schiffer dieses Liedes ist ein Held, der die Elemente bezwingt und den gesellschaftliche Konventionen nicht kümmern. Das musikalische Material des Liedes ist schlicht, fast zu schlicht, so dass Zweifel aufkommen, ob sich die positivistische Aussage des Liedes vollkommen ernst genommen werden kann.
Fahrt zum Hades D 526
Wir sind in einem Schiff unterwegs, auf dem Fluss Lethe, der zum Totenreich führt. Die Flussgottheit Lethe, die für das Vergessen steht, bewacht auch Hypnos, den Gott des Schlafes, und Sohn der Nyx, der Göttin der Nacht. Im diesem monumentalen Lied taucht Schubert tief in die poetische Welt Mayrhofers ein.
Am Strome D 539
Panta rhei – alles fließt, so Heraklit. Hier folgen Mayrhofer und Schubert diesem Fluss, Dur und moll durchdringen sich köstlich und wehmütig.
Freiwilliges Versinken D 700
Der Sonnengott Helios spricht darüber, wie sein tägliches Erlöschen der Nacht Platz macht. Erstaunlich, wie meisterhaft der gerade mal zwanzigjährige Schubert hier größte philosophische Gedanken in Musik setzt. Wüsste man nicht, dass es Schubert war, der dieses Lied 1817 komponiert hat, würde man vermuten, dass es um 1900 entstanden sein muss, so fortgeschritten in der Umgang mit der Harmonik.
Abschied D 475
In diesem Lied spielt Schubert mit dem akustischen Phänomen des Echo, das Klänge wiederholt und verdoppelt. Die musikalische Textur ist aufs äußerste ausgedünnt und erinnert an Beethoven, Mahler oder gar den späten Liszt.
Auflösung D 807
Weltuntergang, Wut, wildes Weh. In beinahe wagnerischem Furor und äußerster Bitterkeit rast das Lied auf das Ende zu und lässt Zuhörer, Sänger und Pianist erschöpft zurück.
Der Sieg D 805
Hier geht es um den Sieg des Geistes über die Niederungen der Welt. Das treffende Wort, den treffenden Ton zu finden, damit die Welt zu Singen anhebt, das war Programm für Mayrhofer wie auch für Schubert. Mayrhofer beschreibt hier einen Helden, dessen Hand trifft. Im wahren Leben traf Mayrhofers Hand schlussendlich sich selbst. Schuberts Musik dazu ist warm, groß und weit.
Ulrich Bildstein
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