Remigriert euch ins Knie! 💩

Hamburger Kammerkunstverein

Veranstaltungen mit Herz und Hirn.

Lunchkonzert in der Handelskammer Hamburg

Lieder und Klaviermusik von F. Schubert, F. Busoni, E. Satie und I. Strawinski


Handelskammer Hamburg, Adolphsplatz 1, U Bahn Rathaus


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Ferruccio Busoni,
Goethe-Lieder

1. Lied des Brandner (Aus "Faust")
2. Lied des Mephistopheles (aus "Faust")
3. Lied des Unmuts (aus "Westöstlicher Divan")

Franz Schubert,
Andantino varié h-moll op. 84 Nr. 1

Erik Satie,
aus: Morceaux en forme de Poire

Manière de Commencement - Lentement - En plus

Igor Strawinsky,
Trois Pièces Faciles


Ferruccio Busoni hatte sein unvollendetes Hauptwerk „Doktor Faustus“ aus Ehrfurcht vor Goethe nicht an dessen Faust angelehnt, sondern an das alte Puppenspiel vom „Doktor Faust“. Das „Lied des Mephistopheles“ erscheint in der Oper nach g-moll transponiert mit einem völlig anderen Text und in anderem Zusammenhang – Mephistopheles erzählt den Studenten in Wittenberg von der Affaire Fausts mit der Herzogin von Parma. Ein schönes Beispiel für die Ästhetik Busonis, der seine Werke in ständiger Metamorphose miteinander zu vernetzen pflegte. Erst sehr spät, im Jahre 1964, ergänzte er drei weitere Lieder, so dass ein Zyklus von 5 Liedern entstand, aus dem heute die ersten drei zu hören sind.


Die selten gespielten Variationen gehören zu den frühen Werken für Klavier zu vier Händen von Franz Schubert, die als Hausmusik für Freunde gespielt wurden. Das Thema entstammt einem französischen Militärlied, hat aber einen ungewöhnlich melancholischen Charakter und auch die erste Variation, die an die „Moments musicale Nr. 3“ erinnert, transzendiert den ursprünglich schlichten Tanzcharakter der Vorlage. Es folgt ein plumper Volkstanz (Var. 2), ein glatt und friedlich dahin fließendes Impromptu (Var. 3), und zuletzt ein Adagio in H-Dur, das eine resignierte Stille hinterlässt.


Die große Mehrheit der Werke Saties ist für Klavier geschrieben. Die vielleicht bemerkenswerteste Eigenart dieser Werke ist, dass Satie so einfach und unkompliziert für das Klavier schreibt, mit einem ungebrochenen melodischen Fluss über einer akkordischen Begleitung. Bei diesen Werken, die zu seinen besten überhaupt gehören, ist die melodische Linie im Primo-Part manchmal verdoppelt, manchmal wird sie durch eine Gegenstimme ergänzt, der Secondo-Part wird nur als ständige Begleitung benutzt. Die mechanistische und poly-symmetrische Struktur der Phrasen ist deshalb für Klavierduett besser geeignet als für Soloklavier, weil jeder der Spieler sich ausschließlich auf die Ausführung seiner je eigenen Aufgabe konzentrieren und dabei ein offenes Ohr für den Partner behalten kann. So haben sie eine Struktur, die dem Lied entspricht mit einer "Gesangstimme" und einer Begleitung. Komponiert 1903, hatte das Werk großen Einfluss auf die Pariser Avantgarde, u. a. auf Ravel, Strawinski, Poulenc, Milhaud und Roussel.

Nicholas Ashton


Die Stücke Strawinskis entstanden im Sommer 1917 als Geschenk an drei seiner Kumpel, den italienischen Komponisten Alfredo Casella (I. Marche), Erik Satie (II. Valse), und den Impressario des Ballet Russe, Segej Diaghilev. Strawinski hat den Secondo-Part als einfache rhythmische Begleitung konzipiert, um den geringen Fähigkeiten Diaghilevs auf dem Klavier Rechnung zu tragen. Strawinski erinnert sich an ein Hauskonzert vor den betrunkenen Freunden: "Sie waren erstaunt, dass ich, der gefeierte Komponist von Le Sacre du Printemps, es fertiggebracht hatte, ein solches Stück von Popcorn-Musik zu schreiben". Aber - wie immer bei Strawinski - sind seine Ökonomie im Gebrauch und in der Entwicklung des ursprünglichen Materials und sein rasiermesserscharfes Ohr und Intellizenz offensichtlich. Der Marsch erinner an das bitonale Petrushka-Thema, der Walzer an das der Balerina im gleichen Stück, und die Polka ist eine witzige Parodie auf die Popularmusik der damaligen Zeit, wie sie im Zirkus und auf Pianolas zu hören war.

Nicholas Ashton


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