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Hamburger Kammerkunstverein

Veranstaltungen mit Herz und Hirn.

258. Lunchkonzert in der Handelskammer Hamburg

Olivier Messiaen, Quatuor pour la fin du temps


Handelskammer Hamburg, Adolphsplatz 1, U Bahn Rathaus


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Olivier Messiaen,
Quatuor pour la fin du temps

Kristallene Liturgie
Vokalise für den Engel, der das Ende der Zeit verkündet
Abgrund der Vögel
Zwischenspiel
Lobpreis der Ewigkeit Jesu
Tanz des Zorns für die sieben Posaunen
Wirbel der Regenbögen für den Engel, der das Ende der Zeit verkündet
Lobpreis der Unsterblichkeit Jesu


„Während meiner Gefangenschaft löste der Nahrungsmangel bei mir farbige Träume aus: Ich sah den Regenbogen des Engels und ein seltsames Kreisen von Farben.“ (Oliver Messiaen)

Im Jahr 2008 jährt sich Olivier Messiaen Geburtstag zum 100. Mal. Das „Quatuor pour la fin du temps“ aus dem Jahr 1941 ist eines seiner wichtigsten kammermusikalischen Werke und dauert etwa 50 Minuten. Messiaen schrieb das Quartett als Insasse des deutschen Kriegsgefangenenlagers Stammlager VIII-A in Görlitz, Polen. Die ungewöhnliche Instrumentierung ergab sich aus den im Lager verfügbaren Musikinstrumenten. Die Uraufführung fand am 15. Januar 1941 vor ca. 5000 Kriegsgefangenen statt. Der Komponist selbst übernahm den Klavierpart, die anderen Instrumente wurden von Mithäftlingen gespielt. „Nie“,sagte Messiaen später, „hat man mir mit so viel Aufmerksamkeit und Verständnis zugehört.“

Trotz der Umstände seiner Entstehung und des programmatischen Hinweises Messiaens auf die Apokalypse des Johannes-Evangliums ist Messiaens Quartett keine Vertonung der grauenvollen Ereignisse des Zweiten Weltkriegs oder des Jüngsten Gerichts: „Es war nie meine Absicht, eine Apokalypse zu komponieren“, so der Komponist. „Ich nehme Anteil an einer geliebten Figur, dem ›Engel, der das Ende der Zeit verkündet‹ als ein Ende, das den Beginn der Ewigkeit beschreibt.“

Messiaen löst in seinem Quartett das Spannungsgefälle, das durch harmonische Beziehungen in der tonalen Musik besteht, durch eine erweiterte Harmonik und komplexe rhythmische Strukturen auf. Es entsteht eine Art statische Zeitlosigkeit. Auch Vögel, so argumentierte der gläubige Katholik Messiaen, leben in dieser Zeitlosigkeit, der eigenen Endlichkeit nicht bewusst. Die Erfahrung des Hörers von Messiaens Musik dagegen ist zwifach: Er hört „ewige“ Klänge, gleichzeitig weiß er, dass seine eigene Lebenszeit verstreicht. Die Sehnsucht nach der Aufhebung der Zeit, nach der himmlischen Hochzeit, der alles verzehrenden Liebe ist Messiaens eigentliches Thema.


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