Remigriert euch ins Knie! 💩

Hamburger Kammerkunstverein

Veranstaltungen mit Herz und Hirn.

270. Lunchkonzert in der Handelskammer Hamburg

Werke von Schubert und Liszt

Michael Abramovich, Klavier


Handelskammer Hamburg, Börsensaal, Adolphsplatz 1, U Bahn Rathaus


Franz Schubert,
aus: Drei Klavierstücke D 946

Nr. 1 Allegro assai und Nr. 3 Allegro

Franz Liszt,
Bearbeitung der Ouvertüre zur Oper Tannhäuser von Richard Wagner


Die Drei Klavierstücke D 946 wurden erst nach Schuberts Tod veröffentlicht. Sie entstanden in seinem Todesjahr 1828, ebenso wie seine letzte Klaviersonate, die B-Dur Sonate D 960. Formal sind sie zwar vergleichbar mit den berühmteren Impromptus und Moments musicaux, inhaltlich ist ihr Anliegen allerdings völlig anders. Es scheint, als seien diese Stücke eine inhaltliche Vorstudie zur Thematik der B-Dur-Sonate, also Abschied und heitere Akzeptanz des Todes. Im zweiten Klavierstück kann man sogar eindeutige Melodie-Verwandtschaften zur B-Dur-Sonate nachweisen. Insgesamt bezeugen die drei Stücke, von denen heute das erste und letzte gespielt wird, Schuberts Auseinandersetzung mit der Vorahnung des eigenen Todes. Anders als die Sonate haben sie allerdings keinen durchgehend tröstlichen Charakter. Das erste Stück beginnt aufgewühlt durch schnelle, tiefe Basstriolen in düsterem es-moll. Es ist wie eine Hetzjagd und hinterlässt beim Zuhörer trotz der beiden Zwischenteile, die im freundlicherem H-Dur bzw. As-Dur stehen, eine gewisse Trostlosigkeit. Vielleicht entsteht diese düstere Wirkung sogar gerade wegen der Zwischenspiele, denn diese zunächst hell wirkenden Dur-Einschübe können ihren Glanz nicht lange halten, beide fallen immer wieder zurück ins Moll-Geschlecht und verlieren ihre ursprünglich tröstende Grundhaltung. Am Ende des Zyklus steht dann das Klavierstück Nr. 3 in hellem, freundlichem C-Dur. Dieses für Schubert untypische Stück würde man eher bei einem übermütigen Beethoven, oder gar bei einem slawischen Komponisten erwarten. Im Zentrum des Stückes allerdings steht der ruhige Mittelteil, der eine Art Glockengeläut andeutet.


Wichtige Werke für Klavier zu bearbeiten war in der Romantik weit verbreitet. Neben Ferruccio Busoni war Franz Liszt einer der wichtigsten Arrangeure. Er hat neben Opernparaphrasen auch viele Schubertlieder für Klavier bearbeitet. Von weniger namhaften Arrangeuren wurden berühmte Symphonien, beispielsweise von Mozart, Beethoven oder Schubert, auch für Klavier zu vier Händen arrangiert. Man nannte das Klavier seinerzeit auch oft "orchestre en miniature". Durch Bearbeitungen konnte man sich die berühmten Melodien nach Hause holen, denn die Schallplatte war noch nicht erfunden. Die Tannhäuser-Ouvertüre von Liszt ist eine der spektakulärsten Bearbeitungen ihrer Zeit, denn es ist Liszt gelungen, die ganze Klangfülle dieser riesigen Ouvertüre auf das Klavier zu übertragen. Die Klangwelten Liszts und Wagners waren nicht besonders weit von einander entfernt, beide Großmeister wurden der "Neudeutschen Schule" zugeordnet. Und natürlich kannten sich Wagner und Liszt gut, zumal Franz Liszts Tochter Cosima die zweite Ehefrau Richard Wagners war.


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