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Hamburger Kammerkunstverein

Veranstaltungen mit Herz und Hirn.

280. Lunchkonzert in der Handelskammer Hamburg

Sonntagsmatinée

Frédéric Chopin

F. Chopin, 24 Préludes



Handelskammer Hamburg, Börsensaal, Adolphsplatz 1, U Bahn Rathaus


... Tagesprogramm als PDF


Frédéric Chopin,
24 Préludes sur tous les tons op. 28

1. C-Dur, Agitato
2. a-moll, Lento
3. G-Dur, Vivace
4. e-moll, Largo
5. D-Dur, Allegro molto
6. h-moll, Lento assai
7. A-Dur, Andantino
8. fis-moll, Molto agitato
9. E-Dur, Largo
10. cis-moll, Allegro molto
11. H-Dur, Vivace
12. gis-moll, Presto
13. Fis-Dur, Lento
14. es-moll, Allegro
15. Des-Dur, Sostenuto
16. b-moll, Presto con fuoco
17. As-Dur, Allegretto
18. f-moll, Allegro molto
19. Es-Dur, Vivace
20. c-moll, Largo
21. B-Dur, Cantabile
22. g-moll, Molto agitato
23. F-Dur, Moderato
24. d-moll, Allegro appassionato


„Nur einige Meilen entfernt zwischen Felsen und Meer liegt das verlassene, gewaltige Kartäuserkloster, in dem du dir mich in einer Zelle mit Tür, einem Tor, wie es nie in Paris eins gab, vorstellen kannst, unfrisiert, ohne weiße Handschuhe, blass wie immer. Die Zelle hat die Form eines hohen Sarges, das Deckengewölbe ist gewaltig, verstaubt, das Fenster klein, … still … man könnte schreien … und noch still. Mit einem Wort, ich schreibe Dir von einem seltsamen Ort“ (Frédéric Chopin, Brief vom 28. Dezember 1838).

In der Kartause von Valldemossa auf Mallorca vollendete Frédéric Chopin 1839 seine 24 Préludes, die er im Vorjahr begonnen hatte. Chopin verbrachte ingesamt sieben Monate mit seiner Lebensgefährtin George Sand auf Mallorca, da ein Arzt für Sands Sohn Maurice eine Kur am Mittelmeer verordnet hatte. Während Maurice genaß, verschlechterte sich der Zustand des an Tuberkulose erkrankten Komponisten bedenklich. Fryderyk Franciszek Chopin fühlte sich in Valldemossa alles andere als wohl. Die meiste Zeit war er an die Kartause gefesselt, in die er extra ein Pleyel Klavier aus Paris hatte bringen lassen. Das feuchte, mit offener Kohle beheizte Gemäuer und ein regnerischer Winter führten zu nicht enden wollenden Hustenanfällen und fiebrigen Halluzinationen. Auch die gespenstische Einsamkeit des verlassenen Klosters hat die Gestalt der 24 Préludes sicherlich stark geprägt.

„Es sind Skizzen, Etudenanfänge, oder will man, Ruinen, einzelne Adlerfittige, alles bunt und wild durcheinander. Aber mit seiner Perlenschrift steht in jedem der Stücke ‚Friedrich Chopin schrieb's‘; man erkennt ihn in den Pausen am heftigen Athmen. Er ist und bleibt der kühnste und stolzeste Dichtergeist der Zeit. Auch Krankes, Fieberndes, Abstoßendes enthält das Heft; so suche jeder, was ihm frommt und bleibe nur der Philister weg.“ (Robert Schumann, Neue Zeitschrift für Musik, 19. November 1839).

Die 24 Préludes op. 28 durchlaufen in einem Wechselbad der Gefühle alle 24 Tonarten. Was Robert Schumann „Skizzen“ und „Ruinen“ nennt, sind 24 einzelne Tondichtungen, die nach dem Vorbild von Bachs „Wohltemperiertem Klavier“ allein durch die Abfolge der Tonarten im Quintenzirkel zusammengehalten werden. Jedes Prélude ist ein Meisterwerk, eine „festgeprägte Miniaturarbeit aus kostbarem Material und von kunstreichem Schliff.“ (Oehlmann). Dabei bringt Chopin in jedem einzelnen eine vollständige Aussage auf kleinstem Raum zu klarem Ausdruck. Acht der Préludes dauern jeweils weniger als eine Minute. Die 24 Préludes verlangen dem Pianisten wegen ihrer inhaltlichen Dichte neben großer Virtuosität auch ein tiefes musikalisches Verständnis und einen virtuosen Umgang mit Klangfarben ab. Dies macht die 24 Préludes von Chopin sowohl inhaltlich als auch spieltechnisch zu einem Höhepunkt der Klaviermusik.

Zum Weiterlesen:

Jürgen Lotz: Frédéric Chopin, Reinbek, 1995.
Krystyna Kobylańskaya (Hrsg.): Frydryk Chopin. Briefe, Berlin, 1983.
George Sand: Ein Winter auf Mallorca, München, 1995.
Ernst Burger: Frédéric Chopin. Eine Lebenschronik in Bildern und Dokumenten, München, 1990.
Adam Zamoyski: Chopin. Der Poet am Piano, München, 2010.
Werner Oehlmann (et al.) (Hrsg.): Reclams Klaviermusik Führer, Band 2, Stuttgart, 2003.

Markus Jentsch


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