Orchesterklänge
Das Wandsbeker Sinfonieorchester präsentiert ein traumhaftes Frühlingsprogramm:
Mendelssohn, Das Märchen von der schönen Melusine
Rolfes, Orchesterstücke (2009)
Mozart, Klavierkonzert Nr. 20 d-moll
Schumann, Sinfonie Nr. 4 d-moll
Eintritt: 15 € | 10,40 € ermäßigt
Karten an der Abendkasse, bei ticket online, bei allen VVK Stellen und telefonisch unter +49 1805 4470111. 14 Cent/Min aus dem Festnetz der T-Com, ggf. abweichende Preise aus den Mobilfunknetzen.
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Franck-Thomas Link, Klavier
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Eva Caspari, Dirigentin
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Wandsbeker Sinfonieorchester
Bürgersaal Wandsbek, Am Alten Posthaus 4, U Wandsbek Markt
Felix Mendelssohn Bartholdy,
Ouverture zum Märchen von der schönen Melusine op. 32
Allegro con moto
Wolfgang Amadeus Mozart,
Konzert für Klavier und Orchester d-moll KV 466
Allegro
Romanze
Allegro assai
Christoph Rolfes,
Souvenance und Winterlandschaft für großes Orchester op. 22
komponiert 2010
Robert Schumann,
Vierte Sinfonie op. 120
Ziemlich langsam – Lebhaft
Romanze: Ziemlich langsam
Scherzo: Lebhaft
Etwas zurückhaltend – Langsam – Lebhaft – Presto
Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) ließ sich von Conradin Kreutzers Oper „Melusina“ anregen und schrieb die Konzertouverture „Das Märchen von der schönen Melusine“ im Auftrage des Cäcilienvereins Frankfurt. Die Sagengestalt Melusine muss einen Großteil ihres Lebens als Meerjungfrau verwandelt verbringen. Dazu verarbeitet Mendelssohn ein wellenförmiges und ein scharf akzentuiertes Thema, weniger eine Handlung beschreibend als die damit verbundene schicksalhafte Stimmung. Die Uraufführung 1835 in Leipzig wurde verhalten aufgenommen, aber Robert Schumann war des Lobes voll. Die Musik blieb lange eine Randerscheinung, neuerdings findet sie als passende Ouverture häufiger Aufnahme in Konzertprogramme.
Wulf Hilbert
Wolfgang Amadeus Mozarts Konzert für Klavier und Orchester d-moll KV 466 ist in der
Geschichte der Entwicklung des Klavierkonzerts ein Meilenstein. Es wurde 1785 vollendet und
birgt schon zu diesem frühen Zeitpunkt einen Ausblick auf die Konzerte von Beethoven und sogar
auf das romantische Klavierkonzert in sich. Das Neue an diesem Konzert ist, dass Orchester und
Soloinstrument gleichberechtigt sind, man könnte das Konzert auch eine „Klaviersymphonie“
nennen. Mozart ging es nicht darum, den Solisten im rechten Licht darzustellen, obwohl er bei der
Aufführung seiner Werke selbst oft den Klavierpart übernahm. Es geht ihm um eine neue Qualität
des Konzertierens und nicht um den schnellen Erfolg beim Publikum. Zu Recht wird Mozarts Musik für ihre Fröhlichkeit und elegante Verspieltheit geschätzt. Im d-moll-Konzert ist davon allerdings nur wenig zu spüren. Es ist das erste Konzert, das Mozart in einer Moll-Tonart schrieb, und zwar eben in der Tonart, in der auch das Requiem und die Ouvertüre zu „Don Giovanni“ steht - d-moll. Man könnte dieses d-moll auch „Schicksalstonart“ nennen, denn Mozart verwendete es, wenn es ihm um besonders weitreichende Aussagen ging.
Das Orchester eröffnet den 1. Satz mit einem dunklen Akkordgeflecht, erst im 16. Takt tauchen
erkennbare Melodien auf, aber alles beibt in tragisch-dramatischer Finsternis. Der
Klaviereinsatz wirkt zunächst rezitativisch, doch es wird sehr schnell klar, dass das Klavier über
weite Strecken in diesem Satz sehr dicht mit dem Orchester verwoben ist. Man könnte beinahe
das Klavierkonzert von Robert Schumann als Vergleich heranziehen, in dessen erstem Satz das
Klavier fast schon wie ein Orchesterinstrument eingesetzt wird.
Das Hauptthema des 2. Satzes ist eine der schönsten melodischen Erfindungen Mozarts überhaupt
und lässt uns einen Moment lang die im ersten Satz erlebte Tragik vergessen. Aber auch in diesem
Satz bleibt es nicht bei lieblichen Melodien, die erfreuen sollen. Plötzlich taucht ein finsteres,
höchst virtuoses Intermezzo auf, die Tonart verdunkelt sich wieder nach Moll, und Mozart führt uns
zurück in die dämonische Düsterkeit, die wir bereits im ersten Satz erlebt haben.
Der 3. Satz „Finale“ ist ein aberwitziges Rondo und verwandelt die Tiefe der beiden
vonangegangenen Sätze ins Fantastische. Das fast schon skurrile Hauptthema (Ritornell, d.h. das beim Rondo immer wiederkehrende, die anderen Teile miteinander verbindene Thema) besteht aus hingeschleuderten Dreiklangsbrechungen und Tonleiterfetzen. Der Ernst der beiden ersten Sätze
steigert sich im Finale fast bis zur Verzweiflung. Es gibt eine wiederkehrende Dur-Episode, die in
ihrer scheinbaren Fröhlichkeit dem Rest des Werkes gegenüber fast schon vulgär wirken würde,
ließen sich diese Dur-Ausrufe nicht als verzweifeltes Hohngelächter interpretieren. Noch weiter
gesteigert wird der bissige Hohn des dritten Satzes in der Coda, in der ebenfalls wieder „entsetzlich-
fröhliche“ Ausrufe erklingen, von Dreiklangs-Fanfaren der Trompeten grotesk begleitet.
Das d-moll-Konzert ist beileibe keine leichte Kost.
Franck-Thomas Link
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