Remigriert euch ins Knie! 💩

Hamburger Kammerkunstverein

Veranstaltungen mit Herz und Hirn.

295. Lunchkonzert in der Handelskammer Hamburg

Lieder von Brahms, Liszt und Dvořák

Jale Papila und Cord Garben

3 Komponisten im Spannungsfeld zwischen Volkstümlichkeit und raffinierter Kunstmusik



Der Eintritt ist frei.


Handelskammer Hamburg, Börsensaal, Adolphsplatz 1, U Bahn Rathaus


Tagesprogramm als PDF


Johannes Brahms,
Zigeunerlieder op. 103 (Conrad)

He, Zigeuner, greife in die Saiten ein
Hochgetürmte Rimaflut
Wisst ihr, wann mein Kindchen am allerschönsten ist?
Lieber Gott, du weißt, wie oft bereut ich hab'
Brauner Bursche führt zum Tanze
Röslein dreie in der Reihe blüh'n so rot
Kommt dir manchmal in den Sinn
Rote Abendwolken ziehn am Firmament

Franz Liszt,
4 Lieder

Freudvoll und leidvoll (Goethe)
Der du von dem Himmel bist (Goethe)
Über allen Gipfeln ist Ruh (Goethe)
Die Lorelei (Heine)

Antonin Dvorak,
„Zigeunermelodien“ op. 55, 7 Lieder auf Texte von Adolf Heyduk (1880)

Mein Lied ertönt
Ei wie mein Triangel
Rings ist der Wald so stumm und still
Als die alte Mutter
Rein gestimmt die Saiten!
In dem weiten luft’gen Leinenkleide
Horstet hoch der Habicht


Die „Zigeunerlieder“ für vier Singstimmen und Klavier von Johannes Brahms gehörten Ende des letzten Jahrhunderts in Deutschland, Österreich und England zu den beliebtesten Werken im Bereich der Hausmusik. Im Brahmsschen Gesamtwerk stehen sie in unmittelbarem Zusammenhang mit den „Liebeslieder-Walzern“, den „Neuen Liebeslieder-Walzern“ und den „Ungarischen Tänzen“. Wohl aus Liebe zur Wärme der tiefen Altstimme hat Brahms diese Lieder auch als Liederzyklus bearbeitet.


Liszts Lieder stehen der Sphäre der Hausmusik denkbar fern. Tief beeindruckt von Schuberts und Schumanns Liedschaffen war Liszt doch zu sehr Kosmopolit, als dass er in den Grenzen der deutschen Romantik hätte verharren können. Französische, italienische und ungarische Musik und Lyrik bereichert seine Lieder, die von weitgeschwungenen Kantilenen bestimmt sind. Die Gesangsstimme wächst aus dem Klaviersatz heraus und verschmilzt mit ihm zu einem poetischen Ganzen. Wie seine Klaviermusik sind auch Liszts Lieder von äußerster Finesse des Anschlags und Ausdrucks durchdrungen, und der Sänger muss das Äußerste an stimmlicher Kultur, Geschmack und Empfindung aufbieten, um ihre fast esoterische Gefühlswelt und die Subtilität ihres Ausdrucks zu treffen.


Antonín Dvorák komponierte den Liederzyklus „Zigeunermelodien“ op. 55 im Jahre 1880 nach deutschen Texten von Adolf Heyduk für den berühmten Wiener Sänger Gustav Walter, der auch den „Liebeslieder-Walzer“ von Johannes Brahms uraufgeführt hatte.

Heyduks Texte bedienen das jahrhundertelang herrschende Klischee einer vermeintlich romantischen, naturverbundenen und freiheitsliebenden Lebensweise: entweder feurig verliebt, frisch vergnügt und obendrein mit Musik und Tanz, oder aber tiefmelancholisch. Der Dichter überträgt hier seinen bürgerlichen Wunsch nach Freiheit auf eine Ethnie, die für viele Projektionen herhalten musste und die als exotisches Faszinosum behandelt wurde.

Dvorák ging es in seinen „Zigeunermelodien“ nicht um eine Auseinandersetzung mit der Welt der Sinti und Roma als vielmehr um die tschechische Volksmusik. Die tschechisch folkloristischen Elemente überwiegen in diesem Liederzyklus eine Melodik „alla zingarese“ bei Weitem. Dvorák wollte einen kommerziell erfolgreichen Liedzyklus schreiben, tschechischsprachige Lieder erschienen nicht lukrativ genug. Deshalb vertonte er einen deutschen Text, der ihm hierfür geeignet schien. Er entfaltet in diesem Liederzyklus voller Stolz die Vielfalt und Farbenpracht der Musik seiner Heimat. Es ist nicht schwer zu verstehen, warum Dvorák später als „der“ tschechische Nationalkomponist betrachtet wurde.


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