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Hamburger Kammerkunstverein

Veranstaltungen mit Herz und Hirn.

296. Lunchkonzert in der Handelskammer Hamburg

Auftaktkonzert zur 10. Saison der Lunchkonzerte in der Handelskammer Hamburg mit Werken von Johann Christoph Friedrich Bach, Robert Schumann und Pjotr Tschaikowsky

Nico Benadie

„Du mußt nach und nach alle bedeutenderen Werke aller bedeutenden Meister kennen lernen“, schrieb Schumann in seinen „Musikalischen Haus- und Lebensregeln“. Doch hat es auch einen großen Reiz, Werke der sogenannten Kleinmeister und unbekanntere Werke der anerkannteren Komponisten kennen zu lernen, da uns gegenseitige stilistische Einflüsse sowie Eigenschaften einzelner Tonkünstler und Epochen klarer werden. Ein Bewusstsein für das dichte Geflecht der Zusammenhänge vertieft wiederum unseren Zugang zu Kompositionen, die wir bereits schätzen. — Nico Benadie



Der Eintritt ist frei.


Börsensaal der Handelskammer Hamburg, Adolphsplatz 1, U Bahn Rathaus


Tagesprogramm als PDF


Johann Christoph Friedrich Bach,
Sonate V in F-Dur, BR A 26

Allegro
Andante
Allegretto

Robert Schumann,
Thème sur le nom ABEGG

varié pour le pianoforte, op. 1

Pjotr Iljitsch Tschaikowski,
Romance, op. 51 Nr. 5 (aus: Six pièces pour piano) und Valse-scherzo op. 7


Die um 1785 entstandene Sonate F-Dur ist eine von nur zwei erhalten gebliebenen Sonaten aus einer Sammlung von sechs. Das dreisätzige Werk zeigt mit seiner frühklassischen Leichtigkeit und Eleganz die Einflüsse des Johann Christian Bach, der bereits Jahre zuvor den jungen Mozart stilistisch geprägt hatte, als das Salzburger Wunderkind in London weilte.

Nico Benadie


Robert Schumann (1810 – 1856) begann 1828 sein Jurastudium in Leipzig und wechselte im Jahr darauf nach Heidelberg. Ein Studienfreund schrieb: „Das Klavierspiel […] bildete sein eigentliches Studium.“ Auf einem Ball dort lernte Schumann eine Kaufmannstochter aus Mannheim kennen. Von der jungen Dame namens Meta Abegg bezaubert, bemerkte Schumann schnell das musikalische Potenzial der Buchstaben ihres Nachnamens und verwendete diese Töne als Motiv für eine Reihe von fünf Variationen, die sich immer weiter vom Thema entfernen. Es bleibt dahin gestellt, ob Schumann ihren Vornamen wahrheitsgemäß angab, oder ob er nicht vielleicht ein Anagramm vom „T(h)ema“ war. Als Schumann das Werk 1830 stolz als sein Opus 1 veröffentlichte, war es fantasievoll der „Mlle. Pauline Comtesse d’Abegg“ gewidmet. Im gleichen Jahr entschied Schumann das Jurastudium aufzugeben und sich in Leipzig zum Pianisten ausbilden zu lassen. Dort lernte er die Tochter seines Klavierlehrers kennen, die elfjährige Clara, die in dem Jahr bereits ein Solokonzert im Gewandhaus gab. Nachdem Schumann bekanntlich gezwungen war, seine pianistischen Ambitionen aufzugeben, widmete er sich vermehrt der Komposition und gründete eine Musikzeitung. Über die Einweihung des Bachdenkmals, das 1843 von seinem Freund Mendelssohn-Bartholdy der Stadt Leipzig gestiftet wurde, schrieb Schumann in seiner Zeitung u. a.: „Der Gefeierte des Tages war, außer Bach, der einzige seiner noch lebenden Enkel, ein noch rüstiger Greis […] mit schneeweißem Haar und ausdrucksvollen Zügen […] Ueber seine Lebensumstände konnten wir nichts Näheres erfahren, als daß er Capellmeister der Gemahlin Königs Friedrich des IIten war und später eine Pension erhielt, die ihm eine sorgenfreie Existenz sicherte. Ehre dem würdigen Haupt, das einen so geweihten Namen trägt!“ Dabei handelte es sich um den 84jährigen Wilhelm Friedrich Ernst, den Sohn des Bückeburger Bach.

Nico Benadie


Pjotr Tschaikowski ist der einzige Komponist auf dem heutigen Programm, der sein Jurastudium abgeschlossen hatte und sogar anschließend in St. Petersburg im Justizministerium arbeitete, bevor er sich ausschließlich der Musik widmete. Er war davon überzeugt, dass die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts als Schumannsche Periode in die Musikgeschichte eingehen würde und hat sogar die Musikalischen Haus- und Lebensregeln seines Idols ins Russische übersetzt. Als Student bearbeitete er einige Werke Schumanns und hatte 1864 Gelegenheit, das Klavierspiel von Clara Schumann in einem Konzert in St. Petersburg zu bewundern. Selbst hatte Tschaikowski nur achte Jahre Klavierunterricht, nicht genug, um die Schwierigkeiten seiner mittlerweile berühmten Klavierkonzerte zu meistern. Neben diesen Werken, seinen anderen großformatigen Orchesterwerken und seinen Opern, werden heutzutage nur eine Handvoll seiner mehr als hundert Klavierstücke noch regelmäßig gehört. Diese intimen Salonstücke waren in den aristokratischen und gehobenen bürgerlichen Kreisen der russischen Gesellschaft sehr beliebt. Sein Valse-caprice op. 7 widmete Tschaikowski 1870 seiner jüngsten Schwester, Aleksandra, während seine Romance op. 51 Nr. 5 zwölf Jahre später deren Tochter Vera gewidmet wurde.

Nico Benadie


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