Remigriert euch ins Knie! 💩

Hamburger Kammerkunstverein

Veranstaltungen mit Herz und Hirn.

297. Lunchkonzert in der Handelskammer Hamburg

Mozart zu 4 Händen

Franck-Thomas Link und Nicholas Ashton

Der Eintritt ist frei.


Börsensaal der Handelskammer Hamburg, Adolphsplatz 1, U Bahn Rathaus


Tagesprogramm als PDF


Wolfgang Amadeus Mozart,
Sonate für Klavier zu vier Händen D-Dur KV 381

Allegro
Andante
Allegro molto

Wolfgang Amadeus Mozart,
Sonate für Klavier zu vier Händen F-Dur KV 497

Adagio - Allegro di molto
Andante
Allegro


Die Sonate KV 381 ist eines der ungezählten musikalischen Kleinode, die Wolfgang Amadeus Mozart komponiert hat. Beide Ecksätze zeichnen sich durch übermütige Spielfreude aus, während ein sehr innerliches Andante im Zentrum des Werkes steht.

Wie alle Sonaten zu vier Händen beginnt auch hier der erste Satz mit einer Unisono-Figur, d. h. beide Spieler spielen in verschiedenen Oktaven die selbe Linie parallel. So entsteht der Eindruck, dass in diesen ersten Takten die beiden Spieler kurz Gelegenheit bekommen, sich auf einander einzustellen. Dass Mozart diesen Kunstgriff durchgehend in den Sonaten zu vier Händen anwendet, ist sicher kein Zufall.

Die Exposition des ersten Satzes stellt unvermittelt beide Hauptthemen nebeneinander, danach folgt eine kurze Überleitung zur Schlussgruppe und die kurze Exposition ist schon vorbei. Interessant ist, dass Mozart in der Durchführung keines der Themen, sondern eben die kurze Überleitung aufgreift und durchführt. Allerdings trägt er in der Reprise noch einen Gedanken zum zweiten Hauptthema nach: er lässt es noch einmal in Moll auftreten.

Der zweite Satz, ungewöhnlicherweise auch ein Sonatenhauptsatz mit zwei Themen, Durchführung, Reprise und Coda, ist kompositorisch meisterhaft gestaltet. Eine neue Satztechnik, in der beide Spieler mit ihrer jeweils rechten Hand eine Melodie und mit der jeweils linken Begleitfiguren spielen, lässt im zweiten Thema eine Großflächigkeit entstehen, die orchestral wirkt.

Der letzte Satz greift den rasanten Übermut des ersten Satzes auf, steigert ihn sogar noch in Tempo und Dynamik, sodass ein brillantes Finale diese herrliche Sonate abschließt.

Franck-Thomas Link


Denkt man an die Gattung „Klaviermusik zu vier Händen“, denkt man zunächst an Hausmusik und geselliges und unbeschwertes Musizieren. Die Gattung spielte eine große Rolle bei der Verbreitung von Symphonien, Opernmelodien, Volksliedern und Märschen, bevor es Radios und Tonträger gab. Auch von Mozart gibt es einige Sonaten, die dem Zweck des häuslichen Musizierens dienten.

Die Sonate F-Dur KV 497 aus dem Jahre 1786 dagegen ist ein Meisterwerk aus der Feder Mozarts, das eher zufällig für Klavier zu vier Händen gesetzt ist. Schon rein spieltechnisch wäre diese Sonate für Amateure in den wenigsten Fällen geeignet. Der musikalische Entwurf dieses Werkes hätte genauso gut für einen Streicherensemble oder ein Orchester ausgeführt werden können.

Sie ist Mozarts größte Klaviersonate für vier Hände. Mit ihr schuf er eine Tradition, in der sich später auch Komponisten wie Schubert, Brahms und Mendelssohn bewegten. Innerhalb des Vierhändig-Repertoires gibt es nur wenige Werke, die in ihrer Anlage ähnlich symphonisch ausladend und kunstvoll gebaut sind.

Der erste Satz wird von einer gleichermaßen dramatisch-bedrohlichen wie ruhig fragenden Introduktion eröffnet. Das Hauptthema, das zunächst vom ersten Pianisten allein vorgestellt wird, erinnert an einen typischen Holzbläsersatz. Das Seitenthema, eigentlich eher ein Motiv als ein wirklich ausgereiftes Thema, wird noch in der Exposition derart durchgeführt, dass quasi ein zweites Seitenthema entsteht. Diese Seitenthemen stellen in ihrem lyrischen Charakter einen wunderbaren Kontast zum Hauptthema dar. Die Durchführung des ersten Satzes wird von Wissenschaftlern oft als eine der großartigsten Durchführungen in Mozarts Gesamtwerk gelobt: Zum eine ist die thematische Verwebung fast beispiellos, darüber hinaus kontrastiert sie durch motorische Elemente, die Mozart in der Exposition noch nicht angekündigt hatte, sehr stark zur Exposition, was bedeutet, dass Mozart hier der Sonatenhauptsatzform einen ganz neuen Inhalt gab, ohne die eigentliche Form zu verlassen oder zu brechen.

Der zweite Satz ist filigranes Andante, das ebenfalls auf zwei Themen aufgebaut ist, die sich gegenseitig vor allem in ihrer Dynamik von einander absetzen. Allerdings handelt es sich formal nicht um einen Sonatensatz, sondern um eine dreiteilige Liedform.

Das Finale, ein äußerst brillantes Rondo, das an Einfallsreichtum kaum zu überbieten ist, rundet die Sonate ab. Das verspielte Ritornell gibt eine ausgezeichnete Grundlage für die verschiedensten charakterlichen Inhalte in den Episoden des Rondos. Oft wird die Heiterkeit des Ritornells durch dunkle, virtuose Zwischenspiele gestört, oft wird sie durch noch größere Spielfreude an anderen Stellen überhöht - ein Feuerwerk an kompositorischen Meisterleistungen.

Franck-Thomas Link


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